Möbel 2005: Funktionalität und Sinnlichkeit vereint
Neuer Trend: Luxusmöbel in puristischem Umfeld19.01.2005Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Möbelindustrie e.V., anlässlich
der Trendpressekonferenz zur Imm Cologne 2005, am 11. Januar 2005 in Köln:
Zum Anfang ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Lage der deutschen Möbelindustrie: Nach
einem Minus in Höhe von 2,1 Prozent im Gesamtjahr 2003 stieg der Umsatz der Möbelindustrie
in den ersten neun Monaten 2004 um 1,5 Prozent. Wir rechnen mit einem Jahresabschluß für
2004 von ebenfalls 1,5 Prozent Wachstum und somit einem Gesamtumsatz in Höhe von 20,1
Mrd. €. In diesem jungen Jahr 2005 kann ebenfalls ein positives Wachstum in gleicher Höhe
erreicht werden.
IM MITTELPUNKT STEHT DER GEBRAUCHER
Im Mittelpunkt aller geleisteter Arbeit unserer Branche steht der Kunde, der täglich sitzt und liegt
und kocht. Wir werden durchweg mehr Wohnbilder und Wohnwelten sehen und nicht bloß aneinandergereihte
Möbel, denn das gefällt dem Kunden. Er braucht sie als Vorlage und Vorbild.
Er bevorzugt daher Wohnbilder, die ihm einen guten Geschmack und einen bestimmten Lifestyle
zeigen. Individuell kann er zusammenstellen, wie es ihm beliebt, aber eine Grundidee, die
hat er schon gerne. Dem Handel werden durch diese schönen Wohnbilderpräsentationen Ideen
an die Hand gegeben, die er für den Kunden umsetzen kann.
NEUER TREND ZU NEUEM LUXUS
Ein Trend, der erst am Anfang seiner Entwicklung steht, ist bei vielen dieser Präsentationen zu
erkennen: der Abschied von der Anhäufung und die Hinwendung zum besonderen Luxus-Möbel
in einem eher puristisch eingerichteten Raum. Einer der meist gebrauchten Begriffe zur Beschreibung
unserer Gesellschaft ist das Wort Komplexität. Alles wird komplizierter, aller wird
unübersichtlicher. Waren werden immer besser und immer neue Angebote kommen zu den alten
hinzu, ohne sie zu ersetzen. Das industrielle Zeitalter definierte Wohlstand vor allem mit
Reichtum an materiellen Gütern. Doch irgendwann ist alles voll. Das Regal, das Haus, der Tagesablauf,
das Leben. Aus der Lust am Mehr wird der Streß des Zuviel. Für unsere Branche
genug Entwicklung, um Möbel hervorzubringen, die mit schlichter Eleganz und fast asketischer
Einfachheit bestechen. Solche Möbel sind von allerhöchster Qualität aber nicht schwer. Es sind Möbel, denen die handwerkliche Wertigkeit angesehen wird und die doch hyper-modern sind. In
räumlicher Großzügigkeit untergebracht stellen sie einen eigenen Wert dar. Dieser Trend fließt
nunmehr auch in die nicht so einkommensstarken Schichten der Gesellschaft ein. Die konsequente
Reduktion eines „Weniger ist Mehr“ zeigt sich auf der Möbelmesse in der Präsentation
aber auch in der Konstruktion des einzelnen Möbelstücks. Hier wird das Möbel wieder langlebiges
Konsumgut mit Investitionscharakter.
NEUE ZIELGRUPPEN IM VISIER
In unserer Gesellschaft formieren sich zwei Zielgruppen: die Singles und die „Best Ager“ über 50
werden immer wichtiger. In den deutschen wie europäischen Metropolen wohnt zum Teil schon
fast die Hälfte der Menschen in Singlehaushalten. Die Zielgruppe der „Best Ager“ ist zudem
noch eine wirklich nachwachsende Zielgruppe. Die spezifischen Ansprüche an Möbel bei diesen
Zielgruppen sind vor allem Mehrzweck und Flexibilität auf der einen und Bequemlichkeit („Convenience“)
bei anständigem Design auf der anderen Seite. Wir sehen, der moderne Mensch
möchte nicht nur Möbel, sondern Lösungen für seine spezifischen Bedürfnisse.
NEUHEITEN UND TRENDS AUF DER IMM COLOGNE
Grundsätzlich möchte ich betonen, daß Vielfalt angesagt bleibt. Wir können nicht von einem
Einheitstrend sprechen und gehen auch für die Zukunft nicht mehr von einer Vereinheitlichung
der Bedürfnisse aus. Individualität wird dem früheren Massengeschmack keine Chance mehr
bieten. Gut daran ist, daß es bei den Möbeln wesentlich mehr Stilgruppen als Zielgruppen gibt.
Unser Angebot ist so reichhaltig, so individuell, daß für jeden Geschmack etwas dabei ist. In den
Vorbereitungen zur Internationalen Möbelmesse 2005 haben wir als Verband der Deutschen
Möbelindustrie wieder eine Befragung bei Herstellern und Ausstellern durchgeführt. Wir fragten
Allgemeines und Spezielles, um Aussagen über richtungsweisende Strömungen geben zu können.
FUNKTIONALITÄT UND SINNLICHKEIT
Als Schwerpunkt im Möbelangebot auf der imm 2005 nennen die Befragten eine weitere Zunahme
an Möbeln mit Multifunktionen. Die oft einfach erscheinenden Lösungen entsprechen
dem ausgeprägten Wunsch der Kunden nach Mehrzweck und Flexibilität. Dieser eher praktische
Produktwunsch ist aber kombiniert mit einem emotionalen: Möbel sollen auch Sinnlichkeit ausstrahlen.
Hier gibt es genügend innovative Beispiele, daß genau diese Kombination den Herstellern
gelungen ist. LED-Lichttechnik ist beispielsweise eine Innovation, die aus einem einfachen
Schrank ein wunderschön strahlendendes Objekt macht. Je nach Stimmungslage auch noch in unterschiedlichen Farben. Die Kombination aus Funktionalität und Sinnlichkeit zeigt sich
auch bei soliden Fernsehsesseln mit Massagemotor, bei kinderleichten Klappscharniere in Polstermöbeln,
bei von außen unsichtbaren Flachlautsprechern in Schrankinnentüren, bei neuen
Bezugsstoffen, die super angenehm im Griff sind und doch pflegeleicht. Zu diesem Bereich gehört
auch das Thema Möbel für den Multimediaeinsatz. Hier handelt es sich um innovative Möbel,
die auch die Zielgruppe Männer handfest anspricht. Der Flachbildschirm braucht nicht nur
seinen Platz, sondern auch der Mann, der das Optimum der sieben Lautsprecher eines Dolby-
Surround auf einem bequemen Polstermöbel erleben will. Er will den Flachbildschirm auch nur
dann sehen, wenn er an ist. Dafür gibt es Möbel, in denen er verschwindet.
DIE HOLZFAVORITEN
Die wichtigsten hellen Hölzer im Wohnmöbelbereich sind nach wie vor Buche, Eiche, Kirsche,
Erle, Birke. Die Farbpalette reicht bei diesen Hölzern von einer hellen Anmutung über beige und
rötlichen Anklänge hin zu einem hellen bis gemäßigten Braun.
Das Angebot an dunklen Hölzern wird zulegen. Gegenüber den hellen Hölzern bleiben die
dunklen jedoch generell im Hintergrund. Der dunkle Nußbaum wird seine Stellung ausbauen, die
dunkle Eiche wird sehr wertig und nicht rustikal eingesetzt. Andere Hölzer werden dunkel gebeizt,
so daß sie beispielsweise wie das wertvolle Mahagoni aussehen. Auch werden wir manch
edle tropische Hölzer sehen. Hier etwa Zebrano, Makassar, Palisander, Teak oder Wengé.
DIE OBERFLÄCHE DER KASTENMÖBEL
Neben Ölen, Wachsen, Beizen und Lasuren sind zur Oberflächengestaltung Lacke sehr beliebt. Gefragt sind alle Töne. Daher wird es sowohl pastellige als auch knallige Farben zu sehen geben. Der Hochglanzanteil nimmt zu, der auch wieder mehr Wertigkeit ausstrahlt. Farbige Lackoberflächen werden zudem noch häufig mit Klarlack veredelt, was einen besonders eleganten Effekt hat. Insgesamt sind der Vielfalt im Oberflächenbereich keine Grenzen gesetzt. Es wird matte wie hochglänzende Lacke geben, Metallic-Lacke, rutschfeste Lacke und strukturähnliche Farb- und Mustergebungen werden ebenfalls zu sehen sein.
BEZUGSSTOFFE DER POLSTER
Die Gewebevielfalt auf der IMM 2005 wird enorm groß sein. In den Dessinangeboten sind viele raffinierte Gewebe zu sehen. Florale Muster, auch große abstrakte Muster kommen deutlich verstärkt auf den Markt. Streifen und Karos werden nebeneinander gezeigt.
FARBEN-KOMBINATIONEN UND UNIS
Bei den Farben der Polsterstoffe werden viele Farben aus dem Naturbereich gezeigt. Hier reicht das Spektrum von Holzbraun zu Wollweiß. Daneben kommen weiterhin starke, eindeutige Unis etwa in Türkis, Grün, Rot, Orange, oder Hellblau. Das Kolonialthema bleibt. Das Thema „Orient“ ist in einigen Bereichen beliebt und bringt sehr bunte Kombinationen mit sich.
DER STOFF
Die Bezugsstoffe sind aus Wolle, Leinen, Baumwolle und Flachs. Im Kunstfaserbereich holt die Microfaser wieder deutlich Anteile dazu. Schlaue Stoffe Hier ist von einer weiteren starken Zunahme auszugehen. Der Wollfilz ist nach wie vor ein wichtiges Trendthema. Auch Leder wird seine Stellung verteidigen.
DAS ZUSAMMENSPIEL VERSCHIEDENARTIGER MATERIALIEN
Die Metalloptik in Aluminium und Edelstahl, wie auch Chrom wird zunehmen. Glas und Milchglas oder satiniertes Glas werden wir im Tisch und Schrankbereich wiederfinden. Daneben wird auch viel hochwertiger Kunststoff zu sehen sein. Transparenter Kunststoff wird seine Stellung ausbauen können. Gerne im Verbund mit Holz und Metall zeigt sich Kunststoff in Fronten als Fenster oder Tür.
POWER-MESSE imm cologne / imm cuisinale
Die Zukunftsforscher sind sich einig: Homing, also der Rückzug in das eigene Nest hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Der Stellenwert des Wohnens wird daher zunehmen. Die Küche wird - wie einst der Partykeller - zum zentralen Kommunikationsraum, das Wohnzimmer zum High-Tech-Kino. Wir sind froh, dass das Designbewusstsein der Menschen steigt und einen höheren Stellenwert erhält.