Trend 2005: Neue Romantik im eigenen Zuhause
06.09.2005Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e. V. und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V., erklärt anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 6. September 2005 in Köln:
In der Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrhunderts zeichnen sich für Wohnungsplanung und -gestaltung neue Entwicklungen ab. Statistisch ist die Wohnraumfläche in Deutschland im Durchschnitt in den vergangenen 10 Jahren um nur 2 qm - von 84 qm auf 86 qm - pro Wohnung gewachsen. Aber innerhalb der Wohnungen ist viel passiert.
Das Wohnzimmer hat einen anderen Stellenwert bekommen. Vorbei sind die Zeiten, in denen es ein separates Wohnzimmer gab. In Neubauten ist das Wohnzimmer oft zusammen mit Küche und Esszimmer geplant. Es bleibt weitgehend offen, die Wohnbereiche verschmelzen. Hier zeigt sich auch der wachsende Stellenwert der Küche. Die Küche wird großzügiger. Das althergebrachte Wort „Wohnküche“ reicht nicht mehr aus, um die neuen Küchensituationen zu beschreiben. In der Küche wird gekocht, gegessen und gelebt. Sie ist oft zentraler Kommunikationsraum für die ganze Familie und für alle Freunde. Die Designer haben inzwischen auch das Badezimmer entdeckt. Badewanne, Waschbecken und Dusche bekommen neue, wohlgestaltete Dimensionen.
All diese Entwicklungen haben etwas mit Lebensqualität zu tun. Sie finden in einer Zeit Anklang, in der in den westlichen Gesellschaften jeder rationale Bedarf an Möbeln und Einrichtungsgegenständen gedeckt ist. Daher geht es mehr und mehr um Schönheit, Ästhetik und Design. Auch tritt die Qualität gegenüber der Funktion in den Vordergrund.
Der Mensch ist im Durchschnitt 335 Tage pro Jahr zu Hause. Dieses Zuhause ist ihm wichtig, und das ist auf der ganzen Welt so. Die gesättigte westliche Gesellschaft sucht nach Konsumgütern, die etwas Besonderes sind. Es ist kein Zufall, dass die Heimwerkerbranche boomt. Überall wird neu gestrichen, ein neuer Fußboden verlegt oder mit anderen Verschönerungsmaterialien hantiert. Der Deutsche gibt pro Jahr rund 500 € für das Wohnen aus. Davon über die Hälfte allein für Möbel. Durch einen individuellen Anspruch an Möbel gibt es eine enorme Variantenvielfalt. Jeder kann sich seinen Bezugsstoff und seine Füßchen beispielsweise für das Polstermöbel selbst aussuchen. Frauen sind dabei die Protagonistinnen eines neuen Trends, denn sie kaufen „Design“ für Zuhause. Die zwar zunehmende Anzahl an männlichen Möbelkäufern orientiert sich derzeit nämlich noch sehr stark an Funktionen und Marken. Oft geht ja aber die Marke Hand in Hand mit gutem Design.
Mit der weltweiten Stilvielfalt kommen immer neue Geschmacksideen nach Europa und auch nach Deutschland. Die Vielfalt der Stile nimmt dank der Globalisierung mit ihren Informationsmöglichkeiten durch TV und Internet zu. Östliche Stilelemente im Dialog mit westlichen gewinnen enorm an Bedeutung. Hier sind Wohnthemen wie Asien, Orient und nun auch zunehmend das Thema Indien gemeint. Natürlich müssen diese Stilwelten nicht einheitlich umgesetzt werden. Sie sollen eher das vorhandene mit einem bestimmten Lebensgefühl bereichern. Dienlich sind hierbei auch wieder die Wohnaccessoires, die pointiert beispielsweise exotische Akzente setzen. Wohnen ist nicht mehr kühl und funktional. Es kommt geradezu eine neue Romantik auf, die die Seele glücklich stimmt. Der Gemütlichkeit im eigenen Zuhause wird ein hoher Stellenwert zugeschrieben.
Die Farben der Möbeloberflächen werden wieder wärmer und bunter. Gerade bei den Bezugsstoffen für Polstermöbel kann man diese Tendenz schon gut ablesen. Neben grafischen sind es florale Muster, die wieder aufkommen und die starken Uni-Töne, die das Wohnzimmer farbenreicher werden lassen. Die Formensprache wird im allgemeinen bei den Polstermöbeln noch mal voluminöser und üppiger. Das Großsofa lädt zum gemütlichen „kuscheln“ ein.
Moderne Technik übrigens steht nicht im Widerspruch zum Wunsch nach neuer Romantik. Ob es nun das Home Cinema oder die LED-Lichttechnik (Light Emitting Diode) ist, moderne Technik wird mit integriert. Ein Beamer kann auf einer verschnörkelten Kommode stehen und eine Vitrine kann je nach Stimmung die Lichtfarbe ändern. Standardangebote werden für die Kunden immer uninteressanter. Möbel müssen mit sinnlich-emotionalen Elementen aufgeladen sein, um erfolgreich in den Markt zu gehen. Die Basis für ein gutes Lebensgefühl ist ein gutes Wohngefühl. Lebensqualität fängt im eigenen Zuhause an.