Massive Holzverbrennung gefährdet tausende Arbeitsplätze
08.03.2007Gemeinsame Presseerklärung von Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) und Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI)
Bad Honnef/Gießen. Der Plan der Europäischen Kommission, die Energiegewinnung aus Biomasse bis zum Jahr 2010 nahezu zu verdoppeln, gefährdet nach Ansicht der Verbände der Holz verarbeitenden Industrie tausende Arbeitsplätze in der deutschen Holzwerkstoff- und Möbelproduktion. Denn es ist europaweit weit weniger Holz verfügbar, als die EU-Kommission einplant.
Wie der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) und der Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) mitteilen, überschätzt der Biomasse-Aktionsplan der EU das vorhandene Potenzial des Rohstoffs Holz in Europa bei weitem. Da ohnehin immer mehr Holz als Brennholz verfeuert wird, sind die Ziele der EU mit der gegenwärtig vorhandenen Menge an Holz nicht zu erreichen. Der erhöhte Bedarf an Brennholz bedeutet schon jetzt für die Holzindustrie einen verschärften Wettbewerb um ihr Material. So sind die Preise für Industrieholz im Jahr 2006 durchschnittlich um über 50 Prozent gestiegen.
Der Grund dafür ist eindeutig die Verknappung des Rohstoffs. Eine Studie des Arbeitsbereichs Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft der Universität Hamburg hat ergeben, dass die Brennholznutzung im Zeitraum von 2000 bis 2005 um 183 Prozent auf 20,7 Mio. Kubikmeter gestiegen ist. Folglich endet ein immer größerer Teil der in deutschen Wäldern geschlagenen Stämme als Brennholz: Weist der Holzmarktbericht des Bundesministeriums für Landwirtschaft für 2005 lediglich einen Brennholzeinschlag von 8,1 Mio. Kubikmetern aus, wurden dem Wald tatsächlich 14,2 Mio. Kubikmeter Brennholz entnommen. Holz, das für die Herstellung von Holzwerkstoffen für Möbelindustrie und Baugewerbe nicht mehr zur Verfügung steht. Dabei beschäftigt die Holzindustrie in Deutschland mit 216.000 Mitarbeitern ungleich mehr Menschen als die Energieerzeugung aus Holz. Eine einseitige Biomasse-Förderung würde also mehr Arbeitsplätze gefährden, als durch die zunehmende Nutzung von Holz als Brennstoff geschaffen werden können.
Bis 2010 will die Europäische Kommission den Beitrag der Biomasse zur Energieversorgung von umgerechnet 69 Millionen Tonnen Rohöleinheiten pro Jahr auf etwa 150 Tonnen erhöhen. In Deutschland werden jedoch schon heute mehr als 90 Prozent der jährlich verfügbaren 80 Mio. Kubikmeter Holz ausgenutzt. Soll also in Zukunft mehr Holz als Biomasse zur Energiegewinnung dienen, müssen dringend neue Ressourcen erschlossen werden. Dazu schlägt die Holzindustrie unter anderem vor, künftig auch Derbholz mit einem Durchmesser von weniger als sieben Zentimetern sowie die großen Restholzmengen aus der Landschaftspflege als Biomasse zu verwerten. Auch eigens angelegte Energieholzplantagen können die Versorgung sichern.