Die Bilanz fällt durchwachsen aus, in einem politisch und wirtschaftlich herausfordernden Jahr 2025. Großer Erfolg bei der EUDR. Kaum Impulse für Wachstum und weiteren Bürokratieabbau. Mit dem Wechsel der Präsidentschaft von Johannes Schwörer zu Dr. Carsten Merforth endet eine verbandspolitische Ära.
Das Jahr 2025 war für die deutsche Holzindustrie erneut von großen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen geprägt. Zugleich hat der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH) wichtige Weichenstellungen vorgenommen, um die Interessen der Branche in einem schwierigen Umfeld wirksam zu vertreten.
Wechsel an der Verbandsspitze
Im Herbst ging beim HDH eine Ära zu Ende: Nach 17 Jahren an der Spitze trat Johannes Schwörer ein Jahr vor Ablauf der regulären Amtszeit als Präsident zurück. Die Mitgliederversammlung wählte Dr. Carsten Merforth zu seinem Nachfolger sowie Dr. Jan Bergmann zum Vizepräsidenten. Aber ganz kehrt Schwörer dem HDH nicht den Rücken: Die Mitglieder wählten ihn auf der Mitgliederversammlung im November zum Ehrenpräsidenten. Er bleibt damit Teil des Präsidiums und dem HDH weiterhin eng verbunden. In seiner Amtszeit hatte er den HDH organisatorisch neu aufgestellt und als starken Wirtschaftsdachverband und Arbeitgeberverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie etabliert.
EUDR: Zentrales Thema der Verbandsarbeit
Ein Schwerpunkt der politischen Arbeit lag 2025 eindeutig auf der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Kaum ein anderes Thema hat die Geschäftsstelle so intensiv beschäftigt. Der HDH warnte frühzeitig vor einer Überforderung der gesamten Wertschöpfungskette durch überbordende Bürokratie. Eine vom Verband durchgeführte Unternehmensbefragung zeigte, dass rund zwei Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen nicht in der Lage gewesen wären, die ursprünglichen Anforderungen fristgerecht umzusetzen. Zugleich hätte die EUDR die Unternehmen der Holzindustrie jährlich mit zusätzlichen Kosten von deutlich über einer Milliarde Euro belastet.
Gemeinsam mit Partnerverbänden und Gewerkschaften brachte der HDH diese Ergebnisse auf nationaler und europäischer Ebene ein. Die öffentliche Aufmerksamkeit – unter anderem durch eine Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – verstärkte den politischen Druck. Im Herbst zeichnete sich schließlich eine Wende ab: Rat und Parlament einigten sich auf eine erneute Verschiebung und Vereinfachung der Verordnung. Für die nachgelagerte Wertschöpfungskette entfallen wesentliche Dokumentationspflichten, die zusätzlichen Kosten dürften damit weitestgehend vermieden werden. Der HDH sieht darin einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen unnötige Bürokratie, fordert jedoch weiterhin eine grundlegende Überarbeitung der EUDR und eine stärkere Einbindung der betroffenen Branchen in die Ausgestaltung.
Anhaltende Bau- und Branchenkrise
Die wirtschaftliche Lage der Holzindustrie blieb auch 2025 angespannt. Die schwache Baukonjunktur, hohe Kosten und die Verunsicherung der Verbraucher belasteten große Teile der Branche. Die Baukrise wirkt dabei längst über den eigentlichen Bausektor hinaus: Sie trifft ebenso die Möbelindustrie sowie sämtliche vor- und nachgelagerten Zulieferbranchen entlang der Wertschöpfungskette. Hinzu kommt eine prikäre Rohholzversorgungslage der Industrie.
Zwar stieg der Anteil von Holzbauten an den genehmigten Neubauten weiter an, doch insgesamt blieb die Zahl der Baugenehmigungen auf niedrigem Niveau. Der sogenannte „Bauturbo“ der Bundesregierung erwies sich bislang als unzureichend, um die Bauwirtschaft spürbar zu beleben. Zusätzlich drohen geplante Verschärfungen bei Bauvorschriften – etwa im Schulbau – die Kosten weiter in die Höhe zu treiben und Investitionen zu bremsen.
Besonders alarmierend ist der sich beschleunigende Rückgang sowohl der Unternehmenszahlen als auch der Beschäftigten in der Holzindustrie. Diese Entwicklung ist ein unmissverständliches Warnsignal für die Politik – aber auch für die Sozialpartner. Der HDH machte deutlich, dass diese Realität in den laufenden Tarifverhandlungen berücksichtigt werden muss. Nicht ohne Grund wandte sich auch die IG Metall gemeinsam mit dem HDH in einem Schreiben an den Bundeskanzler und forderte angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise einen konsequenten Abbau von Bürokratie.
Der HDH unterstrich daher, dass bezahlbares Bauen nur mit weniger Regulierung, verlässlichen Förderprogrammen und einer stärkeren Förderung serieller und modularer Holzbauweisen möglich ist. In Gesprächen mit Politikern aller Bundestagsfraktionen sowie bei parlamentarischen Veranstaltungen setzte sich der Verband für eine Reform des Vergaberechts ein. Insbesondere die starre Fachlosvergabe benachteiligt vorgefertigte Bauweisen, die überwiegend im Holzbau umgesetzt werden.
Neben der Baupolitik prägten weitere regulatorische Themen die Arbeit des HDH. Der Verband kritisierte unter anderem geplante Verschärfungen bei Bauvorschriften, etwa im Schul- und öffentlichen Bau, die zu erheblichen Kostensteigerungen führen und Investitionen zusätzlich hemmen würden.
Arbeits- und tarifpolitische Konflikte
Große Sorge bereitet der Holzindustrie die arbeits- und tarifpolitische Ausrichtung der Bundesregierung. Die Anhebung des Mindestlohns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sowie das geplante Bundestariftreuegesetz sieht der HDH kritisch. Aus Sicht des Verbandes greifen diese Maßnahmen tief in die Tarifautonomie ein und verschärfen die Kostenbelastung der Unternehmen zusätzlich.
Zum Bundestariftreuegesetz führte der HDH im Jahresverlauf zahlreiche politische Gespräche auf Bundesebene. Dabei zeigte sich insbesondere die SPD nicht kompromissbereit und hielt trotz erheblicher verfassungsrechtlicher und praktischer Bedenken an ihrem Vorhaben fest. Der HDH warnte wiederholt davor, dass staatliche Eingriffe in die Tarifautonomie nicht zu mehr Tarifbindung, sondern zu zusätzlichen Belastungen und Rechtsunsicherheit führen.
Der HDH machte zudem deutlich, dass arbeits- und tarifpolitische Entscheidungen nicht losgelöst von der wirtschaftlichen Realität der Branche getroffen werden dürfen. Die Folgen sind bereits sichtbar: sinkende Umsätze, ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen und zunehmende Standortverlagerungen.
Blick auf das neue Jahr
Der HDH wird sich auch mit neuer Führung 2026 mit Nachdruck für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen einsetzen. Zu Beginn des Jahres laufen in den regionalen Tarifträgerverbänden noch die Tarifverhandlungen. Hier gilt es mit der IG Metall eine arbeitsplatzsichernde Lösung zu finden. Politisch stehen im neuen Jahr der Abbau von Bürokratie, eine praxistaugliche Ausgestaltung der EUDR, eine echte Belebung des Wohnungsbaus sowie die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland Im Mittelpunkt. Im Juni 2026 wird der HDH gemeinsam mit dem Europäischen Dachverband CEI-Bois die Generalversammlung der Europäischen Holzindustrie in Berlin ausrichten. Eine gute Gelegenheit über weitere Omnibusverfahren zu diskutieren!
Neue Mitglieder und Pressereise
Als Service für die Mitglieder führte der HDH dieses Jahr außerdem eine Pressereise durch. Unter dem Titel „Zukunftsfähig Sanieren und Ausbauen“ ging es für die Mitgliedsverbände Verband Fenster + Fassade (VFF), Verband der Deutschen Parkettindustrie (vdp) und den Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau (BIEF) zu drei Familienunternehmen im Badener Land: Der Fensterhersteller hilzinger, das Parkettwerk jaso-Parkett und der Hersteller von ökologischen Holzfaserdämmstoffen GUTEX standen auf dem Programm. Ein besonderes Highlight bot der Besuch des Stadions des SC Freiburg, wo beim Abendessen dank der Firma hilzinger der Blick durch hauseigene Fenster auf das nächtlich beleuchtete Spielfeld fiel.